Berlin (dpa) - Wegen der Lage im Gazastreifen haben der Dirigent Daniel
Barenboim und sein aus jungen israelischen und arabischen Musikern
bestehendes West-Eastern Divan Orchestra zwei Nahost- Konzerte
abgesagt.Bild vergrößernDie ursprünglich für das kommende Wochenende in
Katar und Kairo geplanten Auftritte seien aus Sicherheitsgründen auf einen
späteren Termin verlegt worden, sagte Barenboim am Dienstag in Berlin.
Eines der abgesagten Konzerte soll am kommenden Montag in der Berliner
Staatsoper stattfinden, auch wenn es zwischen den jungen Musikern große
Differenzen über den aktuellen Konflikt gebe.«Gerade wegen dieser
unterschiedlichen Meinungen wollen wir durch das Zusammenspiel ein Zeichen
setzten, dass es keine militärische Lösung zu dem Konflikt gibt und nur der
Dialog den Frieden bringen kann», sagte Barenboim. «Wir sind über die Lage
äußerst traurig und entsetzt.» Das Orchester sei kein politisches, sondern
ein humanitäres Projekt im Geiste eines friedlichen Zusammenlebens. «Das
Schicksal von Palästinensern und Israelis ist eng miteinander
verbunden.»Die Konzerte in Kairo und Katar sollten der Auftakt der
Jubiläums-Tournee zum zehnjährigen Bestehen des Orchesters sein. Die
weiteren Stationen der Jubiläums-Tour (15.1. Moskau, 17.1. Wien und 18.1.
Mailand) sollen wie geplant stattfinden. Auf dem Programm in Berlin stehen
die 5. Sinfonie und die Leonoren-Ouvertüre III von Ludwig van Beethoven
sowie die 4. Sinfonie von Johannes Brahms.Die ägyptische Flötistin Rehan
Fayed sagte, die Orchestermusiker hätten gelernt, trotz der
Meinungsverschiedenheiten gemeinsam zu spielen. Der israelische Geiger Guy
Braunstein berichtete von einem Telefongespräch mit einem palästinensischen
Orchesterkollegen in der vergangenen Nacht. «Wir waren uns einig, dass wir
jetzt erst recht spielen müssen, auch wenn er Freunde in Gaza hat und auch
Freunde von mir jetzt in Gaza sind - auf der anderen Seite.»Das 1999 von
dem argentinisch-israelischen Dirigenten und Pianisten Barenboim und dem
palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said (1935- 2003)
gegründete West- Eastern Divan Orchestra mit rund 120 Musikern aus Israel
und arabischen Ländern setzt sich für ein friedliches Zusammenleben auch in
Konfliktregionen ein und kämpft mit den Mitteln der Musik «gegen Ignoranz
und Intoleranz».Barenboim kündigte für kommenden Montag ein öffentliches
Gespräch mit Musikern des Orchesters über den Konflikt im Gaza-Streifen an.
Er wolle sich mit einer eigenen Meinung zurückhalten. Am Vorabend des
erstmals von ihm geleiteten Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker
hatte Barenboim die Gewaltaktionen Israels im Gazastreifen beklagt und die
Raketenangriffe der Hamas auf Israel verurteilt. Die neue Gewalt im Nahen
Osten sei ein erneuter Beweis dafür, «dass es hier nicht um einen
politischen Konflikt geht, den man militärisch lösen könnte». Er äußerte
Verständnis dafür, dass «Israel die fortgesetzten Raketenangriffe auf seine
Bürger nicht hinnehmen kann und nicht hinnehmen sollte». Man müsse jedoch
hinterfragen, «ob die die israelische Regierung das Recht hat, alle
Palästinenser für die Handlungsweise der Hamas zu bestrafen».Barenboim
hatte vor einem Jahr anlässlich eines Konzertes in Ramallah im
Westjordanland die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft erhalten, womit
er wohl der einzige Mensch ist, der gleichzeitig einen israelischen und
einen palästinensischen Pass besitzt. Der 66-jährige Dirigent wurde für
seinen Einsatz für das palästinensische Volk und für den Frieden zwischen
Israelis und Palästinensern ausgezeichnet.www.staatsoper-berlin.de
Tuesday, January 6, 2009
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